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Artenschutz

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Was ist Saartenvielfalt?

„Das Saarland blüht auf“ – unter diesem Motto hat der Bauernverband Saar e.V. im Frühjahr 2020 die Initiative „Saartenvielfalt“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Referate B/2 und D/2, Zentrum für Biodokumentation (ZfB) und in Abstimmung mit NABU Saar, BUND Saar und der naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes Delattinia, setzt sich der Bauernverband für die Artenvielfalt, sowie für die Schaffung neuer Lebensräume von Insekten, Kleinstlebewesen und anderen Offenlandbewohnern ein.

Insbesondere Insekten und Kleinstlebewesen bilden die Grundlage eines komplexen Nahrungsnetzwerks. Durch Flächenverbrauch, räuberische Aktivitäten von Fuchs, Krähe, Elster & Co. (Prädationsdruck) und den Rückgang an Insekten- und Spinnenarten in den vergangenen Jahrzehnten sind auch die Niederwild- und Singvogelbesätze des Offenlandes erheblich zurückgegangen.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken werden in der Kulturlandschaft geeignete Lebensräume (Habitate) benötigt, die eine vermehrte Ansiedlung von Insekten fördern. So wird neben der entsprechenden Brutdeckung das Nahrungsangebot für insektenfressende Vogelarten (Goldammer, Feldlerche und Kiebitz) und solche, die bei der Aufzucht der Nachkommen (Rebhuhn und Fasan) auf diese angewiesen sind, erhöht.

Landwirtschaft wird in Deutschland vorrangig betrieben um hochwertige und sichere Nahrungsmittel zu produzieren. Doch die Anforderungen der Gesellschaft wachsen, nicht zuletzt aufgrund jederzeit gefüllter Regale. Mit Saartenvielfalt wird auch die Förderung der biologischen Vielfalt (Biodiversität) seitens der Landwirtschaft als gesellschaftlicher Auftrag angenommen.

Das Saartenvielfalt-System

Der Erfolg einer Blühfläche im Hinblick auf eine ökologische Aufwertung der Kulturlandschaft wird neben den Witterungsbedingungen zum Saatzeitpunkt, die Art und Weise der Bewirtschaftung, sowie das verwendete Saatgut bestimmt. Im Projekt Saartenvielfalt wird sogenanntes Regio-Saatgut eingesetzt, deren Einzelkomponenten in der Natur nur im Südwesten Deutschlands anzutreffen sind. Die Mischungen verfügen über große Anteile an Wildarten und werden den Anforderungen unserer heimischen Insekten sowie den Ansprüchen einer Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren besonders gerecht.

Die Bewirtschaftung dieser Flächen ist einfach erklärt. Im Etablierungsjahr werden die Zielflächen Ende April mit dem ausgewählten Saatgut bestellt. Nach ca. drei bis sechs Wochen beginnt die Saat auf dem feuchten Boden zu keimen und verwandelt die Äcker nach und nach in pollen- und nektarreiche Lebensräume. Gerade die in der Mischung enthaltenen Wildpflanzenarten entwickeln sich oft sehr unterschiedlich und die erhofften Blühaspekte zeigen sich häufig erst nach mehreren Monaten. Diese eher zögerliche Jugendentwicklung verschiedener Mischungspartner wird durch eine besonders hohe Beständigkeit der Wildpflanzenmischungen in den Folgejahren ausgeglichen.

Ab dem zweiten Standjahr verbleibt jeweils im Wechsel, die Hälfte der Blühbrache auf der Fläche. Die andere Hälfte wird umgebrochen und sofern sich genügend Unterstützer des Programms Saartenvielfalt finden neu eingesät (siehe Abbildung).

Das Ansaat-System

Die Buchungsoption für zwei oder vier Jahre Standzeit der Fläche bietet den Vorteil, dass sich hier ein optimaler Rückzugsort für grabende Insekten entwickeln kann, die aufgrund ihrer Habitatansprüche an einen solchen Lebensraum angepasst und angewiesen sind. Diese Konzeption der Flächenbewirtschaftung ist dabei keine Neuheit, sondern in verschiedenen Projekten auf nationaler und europäischer Ebene wie dem Göttinger Rebhuhnschutzprojekt, Agrarumweltmaßnahmen verschiedener Bundesländer, sowie dem groß angelegten europäischen Verbundprojekt PARTRIDGE bereits seit vielen Jahren bewährt.

Durch diese Art der Bewirtschaftung in Form eines Nutzungsmosaiks erhöhen die Unterstützer mit ihrem Beitrag zum einen die Strukturvielfalt auf der Schlagebene, zum anderen finden Feldvögel, Feldhasen und Insekten das komplette Jahr über Nahrung und Deckung.

Wichtig: Die angelegten Blühflächen werden flächig, nicht streifenförmig angelegt. Insbesondere für Bodenbrüter wie z.B. das Rebhuhn würden schmale Blühstreifen aufgrund des Prädationsdrucks von Raubwild schnell zur ökologischen Falle und die Bemühungen dadurch zunichte gemacht (siehe Abbildung). Natürlich ist jede Habitatverbesserung auch durch kleinere Flächen nützlich. Verschiedene Untersuchungen zeigen jedoch, dass streifenförmige Flächen im Hinblick auf das Prädationsrisiko während der Brutzeit nicht weniger als 10 Meter, besser jedoch 20 Meter und mehr breit sein sollten.